Die letzten Lebensjahre von Josef Pekař
In den 1920er und 1930er Jahren erreichte die Karriere
von Josef Pekař ihren Höhepunkt. Er war Professor an der
Karlsuniversität, willkommener Gast in
den höchsten kulturellen und politischen Kreisen, d. h. er
gehörte zu den
allgemein bekannten Personen. Immer öfter stritt er aber mit
seinen
jüngeren Kollegen, besonders mit seinen eigenen
Schülern, die anfingen, einige historische
Probleme anders einzusehen. Gleichzeitig machten sich mentale und
physische Krankheiten
bei ihm bemerkbar, die mit dem Alter verbunden wurden und die auch
seine
Arbeitsmöglichkeiten beeinflussten. In der Weihnachtszeit 1936
wurde er von einem schweren Schlag getroffen – sein
Stiefbruder
František, der Besitzer des Familiengutes in Daliměřice
starb. Bei seiner Beerdigung hielt Pekař
noch – von seinen Verwandten gestützt –
eine Rede, er war aber
nicht mehr in der Lage, sie zu beschließen. Er starb am 23.
Januar 1937 in Prag.
„Für lange
Jahre lebten wir neben Pekař und dachten, dass wir ihn, sein Leben und
sein Werk, völlig
kennen. Und doch heute, wenn wir über beides nachdenken und
ihre
Zusammenhänge zu klären versuchen, sind wir uns mit
einer bitteren Überraschung dessen bewusst, dass
wir sie zu wenig kennen. Pekař bleibt mit seiner
Individualität, wie der
geheimnisvolle Held seines großen Buches, ein bedecktes, aber
auch bewusst
zugedecktes Rätsel. Ähnlich, als ob man für
den hellen,
lächelnden Vollmond die Kehrseite vergessen würde,
die im Dunkel abgewendet ist. Sind wir
überhaupt berechtigt, hinter diesen Schleier zu
drängen? Und erkennen wir daraus etwas? Das
wohl kaum, und wenn etwas, dann nur Vermutungen und
Mutmaßungen. Es wurde
ein kostbarer Samen auf dem Friedhof in Jenišovice, im
grünen Garten,
gesäet. Es soll daraus in der Zukunft alles
aufsprießen, wovon seine Seele für
seine heimatliche Scholle und für die ganze Heimat
träumte!“ Josef
Vítězslav Šimák, 1937
Nach dem Tod von Josef Pekař wurde über sein
Leben und Werk diskutiert. Der
Zweite Weltkrieg führe aber zur Umwandlung der Wahrnehmung
dieses Historikers.
In der Zeit des Protektorats Böhmen und Mähren wurden
seine
Äußerungen und Zitate ohne Kontext zugunsten der
nazistischen Propaganda missbraucht, und es wurde
„bewiesen“, dass er als einer von wenigen Tschechen
„die
Größe und Bedeutung“ des Dritten Reiches
richtig begriffen hatte. Pekař konnte sich dagegen nicht mehr
wehren. Nach der Befreiung im Jahre 1945 kam eine ganz unterschiedliche
Welt.
Trotz der Bemühungen, den Namen von Josef Pekař vor der
breiten
Öffentlichkeit rein zu waschen, wurde er von dem
kommunistischen Regime für lange
Zeit wie ein Vertreter der Bourgeoisie und ihrer Geschichtsschreibung
verdammt und
der Begriff „Pekařismus“ wurde zum Symbol von allen
„falschen“ Wegen in der historischen Forschung. Im
Jahre 1970 erschien zwar sein Werk Kniha o Kosti (Das
Buch über die Herrschaft Kost) in der neuen Ausgabe, aber
völlig rehabilitiert wurde er erst nach der
Samtenen Revolution im November 1989.
Der Fluss Jizera
Es ist möglich, den Fluss Jizera (Iser)
für die symbolische Achse des Lebens von Josef Pekař zu
halten. Er verbindet sein
Geburtsgebiet um Turnov mit Mladá Boleslav, wo er seine
Gymnasialjahre verbrachte, und
fließt weiter bis zu den Fluren in Zentralböhmen.
Unweit von Prag, wo Pekař den
wichtigsten Teil seiner professionellen Karriere erlebte, endet der
Fluss seinen 165 km
langen Weg und bei Lázně Toušeň mündet
er in
die Elbe.
Der Fluss Jizera entspringt im Isergebirge,
fließt durch das
Riesengebirge und das Riesengebirgsvorland und danach schneidet er den
Jeschken-Kosakow-Kamm.
In diesem Gebiet bewahrt er immer den Charakter eines Wildbaches, fast
bis
zu Turnov fließt er vor allem durch tiefe Täler mit
steilen Felsenufern, wo Sektoren mit dem relativ deutlichen Abfall und
Felsenblöcken im
Flussbett und ruhigere Sektoren, besonders in der Nähe von den
Wasserwehren,
nacheinanderfolgen. Bei Malá Skála tretet der
Fluss ins
Mittelböhmische Tafelland hinein, bei Rakousy bildet er
zahlreiche Mäander, aber bei Turnov bekommt das
Flusstal das Aussehen einer breiten und seichten Flur mit vielen
Gemeinden an den beiden
Ufern. Er fließt durch die offene Landschaft und hat eher
einen
mäßigen Abfall. In Dolánky wird vom Fluss
der wichtigste Wassergraben
für Turnov abgetrennt, der Malá Jizera (Kleiniser)
genannt wird und der in der Stadt wieder in den
Fluss Jizera mündet. Die morphologisch komplizierte Gegend
wird durch eine
Reihe von kleineren Flüssen und Bächen
entwässert.
Der bedeutende rechtsseitige Zufluss ist der Bach
Vazovecký
potok, der in den Fluss Jizera in Dolánky mündet.
Im Zusammenhang mit dem
Tal dieses Baches steht das Karstsystem von einzelnen
Schlundlöchern in den
Karsttrichtern, Halbblindtälern und damit verbundenen
Kartsquellen (Ondříkovický
pseudokrasový systém). Zu den weiteren
bedeutenderen Zuflüssen Jizeras gehören noch
die Bächer Stebenka und Libuňka, die in den Fluss in Turnov
münden. Der Fluss Jizera
ist auch als Forellenfluss wichtig, die Wassersportler nutzen ihn auch,
aber vor
allem dient er als die Trinkwasserquelle.
Jenišovice
Die Gemeinde Jenišovice liegt ca. 5 km
nördlich von Turnov. Sie besteht aus zwei
Teilen, ursprünglich selbständigen
Dörfern –
Jenišovice und Odolenovice.
Jenišovice wurde zum ersten Mal im Jahre 1143
erwähnt. Das Dorf wurde als
Vermögen des Klosters Strahov angegeben. Es wurde dem Kloster
vom elften Prager
Bischof Jan I. (Jeniš) geschenkt. Von seinem Namen ist
wahrscheinlich
die Benennung der Gemeinde abgeleitet. Zurzeit verliert
Jenišovice seinen
ländlichen Agrarcharakter und wurde zur Vorstadtwohnzone. Der
neue Aufbau
entwickelt sich dynamisch in den Siedlungen
Trávníky,
Steblík und Marjánka.
Die natürliche dominante des Dorfes ist die
St.-Jakobs-Kirche, die
in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts von der adeligen
Familie von
Desfours an der Stelle einer ehemaligen hölzernen Kirche
errichtet wurde. Im
niedrigsten Teil der Gemeinde in Richtung Turnov steht
Červený dvůr (Der rote
Hof), der Meierhof des Herrschaftsguts Hrubá
Skála. Bemerkenswert ist
auch die evangelische Kirche vom König Jiří z
Poděbrad. Dank des Einflusses des
hiesigen Pfarrers Gustav Adolf Procházka meldeten sich fast
90 % Prozent der
Bevölkerung aus Jenišovice und seiner Umgebung nach
der Wende im Jahre 1918 zur neu formierten
Tschechoslovakischen Kirche. Das Kirchengebäude wurde mithilfe
der zahlreichen
Spenden der Mitglieder der Kirchengemeinde gebaut und am 7. Juli 1929
feierlich eröffnet. Erwähnenswert ist auch die
Grundschule. Auf
ihrem Projekt beteiligte sich der bedeutende tschechische Architekt und
Laureat des
Perret-Preises Karel Hubáček, Autor der berühmten
Silhouette des Senders
auf dem Berg Ještěd (Jeschken).
Auf dem hiesigen neuen Friedhof ist außer
Josef Pekař auch der schon
erwähnte Josef Dlask (1782–1853), der schreibende
Philosoph und ausgebildete
Dorfschulze begraben.
Josef
Pekař Lehrpfadkarte, Autor Jiří Lode (2020)
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Die Trauerfeier
über Josef Pekař am 27. Januar 1937 im Areal des Bauernhofs in
Daliměřice
Die Legung des Sargs
ins Familiengrab auf dem Friedhof in Jenišovice
Der Fluss Jizera vor
den Regulationsmaßnahmen, wie ihn Josef Pekař in seiner
Jugend kannte
Der Blick auf Jizera
aus der Felsenaussicht Pantheon in Malá Skála
Die Dominante von
Jenišovice ist die St.-Georgs-Kirche aus der ersten
Hälfte des 18. Jahrhunderts
Das Familiengrab in
Jenišovice, in dem
Prof. Josef Pekař begraben ist
(aktueller Stand)
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